Zum 60-jährigen Bestehen der HVHS ist eine Präsentation erschienen, die die Geschichte der Einrichtung Revue passieren lässt, die vielfältige Arbeit dokumentiert und zahlreiche Weggefährten zu Wort kommen lässt.
Im folgenden der Wortlaut eines Artikels aus „Lippe aktuell“ vom 11.06.2016:
Nachdem die Gaststätte „Wilder Jäger“ 1953 gekauft und umgestaltet wurde, hat der Kultusminister 1956 die katholisch geprägte Weiterbildungseinrichtung mit Internatsbetrieb anerkannt. Selbstgestellte Aufgabe ist es, die Neu-Beheimatung von Spätaussiedlern und den Integrationsprozess von Zuwanderern zu fördern. Und dies ist wegweisend gelungen. Das St. Hedwigs-Haus sei sogar zu einem Trendsetter geworden, stellte Kultusministerin Sylvia Löhrmann jetzt fest. Es habe „die Rolle des Ideen- und Wertegebers in der Weiterbildung fortgesetzt und ausgebaut“.
Zahlreiche Weggefährten, Partner und Gäste haben mit Grußworten zum Jubiläum gratuliert. In persönlichen Worten würdigen sie die pädagogischen und politischen Leistungen. „Erst Bildung ermöglicht gesellschaftliche Integration“, schreibt Reinhard Kardinal Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Das St. Hedwigs-Haus habe hier ein breites Tableau politisch-sozialer Bildungsangebote geliefert. Bereits lange vor der politischen Wende hat sich das Haus der Versöhnung mit den östlichen Nachbarn, insbesondere mit Polen, eingesetzt. Zahlreiche Studenten, Politiker, Wissenschaftler und Künstler waren in Oerlinghausen zu Gast.
Bis in die Siebzigerjahre lag der Schwerpunkt der Arbeit auf der Unterstützung von Flüchtlingen aus Osteuropa. Ende der Achtzigerjahre konzentrierte sich das St. Hedwigs-Haus auf Angebote für Spätaussiedler, zumeist Russlanddeutsche. In Seminaren, Workshops und Einzelveranstaltungen wird interkulturelle Bildung und Begegnung praktiziert. Nach dem Prinzip des lebenslangen Lernens können die Teilnehmer politische, soziale und kulturelle Kompetenzen erlangen. Aus dem Kreis der Betroffenen sollen ferner „Brückenmenschen“ gewonnen werden, die den weiteren Integrationsprozess begleiten. Seit 2005 trägt die Einrichtung den Zusatztitel “Institut für Migrations- und Aussiedlerfragen“. Der Name ist mehr als nur ein Anspruch. „Das Bildungshaus ist die geistige Heimat unserer Landsmannschaft geworden“, schreibt Msgr. Dr. Alexander Hoffmann. „In ihm fühlen sich unsere Ehrenamtlichen und Brückenmenschen zu Hause, es ist der Treffpunkt unserer Schriftsteller und Kulturschaffenden, unserer Jugend, der Senioren und unserer Glaubenskurse.“
Mehr als 200.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben in den vergangenen 60 Jahren die Angebote des St. Hedwigs-Hauses genutzt. Auch wenn das Gebäude an der Hermannstraße derzeit nicht genutzt werden kann, richtet die Bildungsstätte – nunmehr in der Villa Welschen und weiteren Orten – mehr Seminare aus als vorher. Darüber hinaus ist die Bildungsstätte mit anderen Einrichtungen europaweit vernetzt. Bereits seit 1978 leitet Dr. Johannes Stefan Müller das St. Hedwigs-Haus. In diesen 38 Jahren hat er das Institut zu einer anerkannten Einrichtung entwickelt, die von allen Experten geschätzt wird. Sein Haus habe erheblich zur gesellschaftlichen Eingliederung von Aussiedlerinnen und Aussiedlern beigetragen, schrieb der nordrhein-westfälische Staatsekretär für Integration, Thorsten Klute. „Wir können bestätigen, dass Ihre Heimvolkshochschule eine vorzügliche und sinnstiftende Bildungsarbeit all die Jahre leistet.“
Dr. Müller möchte die Festschrift auch als „Visitenkarte“ bei künftigen Projekten einsetzen. „Wir wollen zeigen, es lohnt sich weiter Geld zu geben“, sagte er. Denn dass sich das St. Hedwigs-Haus finanziell selbst trägt, macht ihn besonders stolz. Im März hat Dr. Müller das 65. Lebensjahr vollendet, im August wird er seinen letzten regulären Arbeitstag haben. Der Einrichtung wird er dennoch als Ratgeber und ehrenamtlicher Vorsitzender erhalten bleiben. Seine Erfahrung ist zweifellos von Nutzen, wenn der Umbau und die Sanierung des Gebäudes an der Hermannstraße demnächst beginnen sollen.